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Südkurier, Konstanz

Rede von Dr. Stefanie Dathe im "forum art konstanz", 17. Januar 2003

Peter Anderes

Peter Anderes (*1944) thematisiert in seiner künstlerischen Arbeit den Malvorgang selbst. In einem Prozess ständiger Vereinfachung ist er über die Jahre zu einer beruhigten Farbfeldmalerei gelangt. Es sind Farbwelten in reinen und abgemischten Rot- und Blauklängen, Schwarz-Weiss-Kontrasten, farbigen Graunuancen, leuchtenden Gelb- und gebrochenen Grüntönen, die Peter Anderes auf den Flächen der Bildträger entwickelt. In unzähligen Schichten trägt er die stark verdünnten, manchmal mit Pigmenten versetzten Oelfarben formatfüllend auf die Leinwände auf, um sie - je nach gewünschter Ausdruckskraft - durch Auswaschungen und Abreibungen in ihrer Intensität wieder zurückzunehmen. Es ist ein planvoller und impulsiver Arbeitsprozess - offen für den situativen Zufall -, bei dem sich die Farbüberlagerungen der Transparenz von Lasuren und der organischen Textur von Häuten annähern. Im Widerspruch zum glatten Farbauftrag gewinnen Peter Anderes Bilder räumliche Tiefe. Hinter den hautigen Farbschleiern eröffnen sich Ein- und Durchblicke in eine beseelte Innenwelt von geheimnisvoller Tiefe und unergründlicher Weite. Die suggestive Räumlichkeit wird durch den Einsatz von Farbperspektive und Lichteffekten erzielt. Obwohl er mit der malerischen Repräsentation des Raumgefühls arbeitet, obwohl die Farbformationen unbegrenzte Möglichkeiten für die anschauende Phantasie bieten - Peter Anderes' Werke bleiben in ihren Strukturen auf sich selbst bezogen. Immer folgt der jeweilige Bildaufbau internen gestalterischen Ueberlegungen. Und das Bildganze erweist sich als geschlossenes System, das vom Betrachter nicht einfach zu entschlüsseln ist. Versuche, es mit eingängigen Deutungen zu versuchen, schlagen meist fehl: So entwickeln die hochformatig angelegten Farbräume mit ihren horizontalen Flächenteilungen spontane Visionen von Landschaft und natürlicher Gestaltformation. Sie wecken romantische oder dramatische Emotionen und situative Assoziationen, ohne jedoch tatsächlich etwas darzustellen. Trotz aller verborgenen Reminiszenzen und Referenzen, die auf die malerische Umsetzung allgemeingültiger Mitteilungen anspielen, erwachsen Peter Anderes' Bildwelten der rein persönlichen, intimen Erfahrungswelt. Deswegen sind seine Werke nur scheinbar zeitlos und universalistisch. Die bildnerische Realität in seinen Werken erwächst dem Ephemeren, dem Vergänglichen, dem Sich-Verändernden und fragmentarischen. Peter Anderes ist bemüht, Entstehungsprozesse sichtbar zu machen. In diesem Sinn benennen seine Bildwerke keine Horizonte, in diesem Sinne verstehen sie sich nicht als definitive Aussagen, sondern als Protokolle des Suchens, Forschens, Nachdenkens und Schauens. Peter Anderes begreift sich nicht als ungegenständlichen Maler, denn er arbeitet in erster Linie, um persönliche Erkenntnisse über die Welt zu gewinnen. Er ist überzeugt, dass ein Künstler nur für sich selbst arbeiten kann, unabhängig von Moden und Trends. Dennoch verliert er den Rezipienten seiner Kunst nie aus den Augen: Peter Anderes' Bilder entstehen aus einem Dialog. Sie dokumentieren das Zwiegespräch mit lauten und leisen Tönen, mit warmen und kalten Temperaturen, mit gleitender Stille und gestischer Unruhe, mit Verhüllen und Entdecken, mit Licht und Dunkel, um es an den Betrachter weiterzugeben. Jedes Bild trägt Spuren der Bearbeitung und der Findung. In Schlieren, Kurven, Linien, Kratzern und Flächen legen sie Zeugnis ab von der dialektischen Auseinandersetzung, der der Künstler jedes einzelne Bild abringt. Als unverzichtbare Elemente der Bildgefüge werden sie zum Instrument der Wahrnehmung, an dem sich Subjekt und Welt in ihrer Vergänglichkeit und Individualität begegnen.

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