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Kunstband "Die Sammlung | The Collection"; Hg. Cantrade Privatbank Zürich

Unter dem Titel

DIE SAMMLUNG | THE COLLECTION

publizierte die Cantrade Privatbank AG Zürich 2002 einen Kunstband mit ausgewählten Werken ihrer Kunstsammlung. Der folgende Text kommentiert darin ein 1997 entstandenes Bild von Peter Anderes.

Autorin: Dominique von Burg, Kunst- und Architekturhistorikerin

Die Tiefe des in kobalt-, marin-, violett- und schwarzblaue Töne getauchten Bildraums lockt, in ihn einzutauchen. Zunächst ist eine horizontale Gliederung in zwei Farbfelder erkennbar. Man wird an eine Bühne mit heruntergelassenem Vorhang und zwei flankierenden Lichtsäulen erinnert. Durch die vertikal, parallel eng gesetzten Striche mit weissem Oelstift drängt sich die obere Bildebene in den Vordergrund. Die untere Bildhälfte erscheint mal raumhaft in die Weite gehend, mal durch mächtige, scheinbar unzugängliche Flügeltüren verschlossen. Rote Linien teilen die hochrechteckige Leinwand in ungleich grosse Vierecke und durchsetzen den in abgestuften Blautönen schimmernden, ausufernden Malgrund mit einer klaren Struktur. Eine innere, äusserst verhaltene Bewegung, die den Bildraum erfasst, teilt sich durch einen lasierenden, vielschichtigen Farbauftrag mit. Die Gestaltung gründet sich ausschliesslich auf der Farbe. Die mit breitem Pinsel, Spachtel, Lappen oder von Hand aufgetragenen Oelfarben konstituieren von Leben und Klängen erfüllte Farbräume, welche die Bildgrenzen zu überfluten scheinen. Die schwimmenden vor- und zurücktretenden Bildräume von Peter Anderes laden zur Kontemplation ein. Sie lassen erahnen, dass Anderes Malerei als Meditationsverfahren ausübt. Die Tektonik der Bilder vor Mitte der 90er Jahre ist durch skizzenhaft aufgesetzte, bunte Farbflächen und einen vitalen Duktus gebildet sowie mit zeichenhaften Symbolen und schemenhaften Objekten durchsetzt. Seither ist die Farbe auf wenige Töne des Farbspektrums beschränkt und die Malweise ruhig, fast statisch geworden. Die verschiedenen Farbschichten lassen sich nur ergründen. Vielfältigste Assoziationen stellen sich dabei ein, die zunehmend von Empfindungsräumen in den Hintergrund gedrängt werden. Diese breiten sich aus und umfangen den Betrachter. Neben der malerischen Gestaltung keimt aufgrund der immateriellen Bildwelt eine starke Sinnbildlichkeit, ja ein mystischer Urgrund auf. Sie hält sich verborgen, lässt sich nur erahnen als roter Ariadnefaden, der sich entlang der Bildarchitektur zieht und ihr ein strukturelles und symbolisches Gerüst verleiht.

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